Moku Hanga (japanisch = Holz Bild)

Einführung in die Technik – Schritt für Schritt

Die Holzauswahl

Die Auswahl des Holzes für den Druckstock: geeignet ist dichtes Holz, also wie bei der Bergkirsche („Yama Sakura“), aber auch unsere heimische Kirsche, Birnenholz oder dicht gewachsenes Lindenholz sind sehr gut. Niemals Nadelholz! Materialstärke: mindestens 20 mm, 5–10 Jahre abgelagert.

Es muss nicht rechteckig sein, ganz natürlich ist es meist viel interessanter. Aber schön glatt geschliffen muss es sein (Endschliff mit 400er Sandpapier).

Umsetzung der Bildidee

Nun soll also eine Vorlage ins Holz geschnitten werden. Hier empfehle ich von der eigentlichen Bildvorlage eine Fotokopie auf Transparentpapier im Copyshop anzufertigen, und zwar entsprechend in der Größe zum Maß des ausgesuchten hölzernen Druckstockes. Das Transparentpapier/folie legt man SEITENVERKEHRT auf das Holzstück, darunter aber noch ein Kopierpapier – am besten rot. Nun zeichnet man die Linien mehr oder weniger präzise nach und paust sie so auf den Druckstock, als Vorlage zum Schneiden. Später wird dann der Druck schon wieder in der seitenrichtigen Ansicht sein – wie vom Negativ zum Positiv in der Fotografie.

Werkzeuge

Vorab muss man sich natürlich die geeigneten Holzschnittmesser besorgt haben: Die klassischen japanischen Messer lassen sich über das Internet beziehen (McClains, Woodlike Matsumura). Aus der Schweiz gibt es die bei uns üblichen der Fa. Pfeil (Fa. Boesner). Zur Schnitt-/Schneidetechnik belese man sich im Buch von Eva Pietzcker (www.pietzcker.de) – wichtig! Ein Auflage- und Widerlagerbrett ist ebenfalls sehr nützlich (Fa. Boesner/Gerstaecker), denn das so bearbeitete Holz rutscht ja durch den aufgebrachten Druck leicht weg.

„Washi“ (Japanisches Büttenpapier)

Parallel dazu benötigt man zum späteren Drucken natürlich Papier. Aus eigener leidvoller Erfahrung rate ich unbedingt zum japanischen Büttenpapier. Die Zusammensetzung unterscheidet sich deutlich von unserem Bütten, das ja aus gemahlenem Holz gewonnen wird. Dieses lässt das AUFdrucken mit entsprechendem Druck (Presse) natürlich gut zu, aber selbst in befeuchtetem Zustand ist es sehr mühsam, die Farbe in das Papier EINzureiben. Mit dem „Baren“ als Handabreiber/Handdruckgerät wird schon bald die Schulter schmerzen.

Das Drucken auf angefeuchtetem japanischen Papier gelingt sehr gut mit dem „Baren“, dem japanischen Handdruckwerkzeug, denn mit ihm wird die Farbe in die Papierfasern eingerieben und erscheint so oft auch auf der Papierrückseite. Es wird quasi durchdrungen.

Das originale japanische Büttenpapier „Washi“ wird in kleinen Manufakturen handgeschöpft aus den Fasern der Rinde des Maulbeerstrauches (Kozo) hergestellt und mit einer Lösung namens „Dosa“ imprägniert. Diese besteht aus Gelatine und Alaun-Salz. Ohne die imprägnierende Wirkung von Dosa läuft die Farbe zu sehr seitlich in das sonst weiche Washi, so dass Strukturen sich verwischen und man den Holzschnitt kaum mehr sauber gedruckt bekommt. Bei den gekauften Washi ist das Imprägnieren meist nicht mehr nötig. Man nennt dies dann meist auf Englisch „sized washi“ und sollte beim Kauf gezielt darauf achten.

„Sumi“ (schwarze japanische Tusche)

Ferner benötigt man für den späteren Druck natürlich noch Farbe bzw. reines Schwarz. Für die Farbe kauft man sich bei Fa. Boesner oder Gerstaecker Aquarellfarbe, am besten in Tuben/Tübchen – besser nicht in den kleinen Töpfchen. Die konzentrierte Farbpaste wird mit einem Pinsel direkt in Wasser verdünnt, je nach gewünschter Zartheit. Man kann sie dann auch leichter miteinander mischen. Diverse Schälchen und Pinsel müssen dafür auch besorgt werden.

Selbst gemachte „Sumi“ (schwarze japanische Tusche zum Schreiben oder Drucken) ist zwar besonders wertig, aber umständlich in der Herstellung. Daher kauft man meistens fertige Sumi in Plastikflaschen zu 200 oder 500ml. Die Tusche sollte eine mittlere Viskosität haben, also leicht cremig sein. Dies wäre dann die „Stammlösung“. Zur eigentlichen Anwendung kann man diese Stammlösung durch Zugabe von etwa 30% Wasser verdünnen (so mein Vorgehen mit der gekauften fertigen Sumi mit leicht cremiger Konsistenz), denn so zieht die Tusche besser in das Holz ein und trocknet auch nicht so schnell an.

„Nori“ (Druckhilfsmittel)

Schließlich fehlt noch „Nori“, ein aus Reispaste gewonnener Papierkleber, der in Japan weit verbreitet ist. Meist in grünen Tuben zu 200g erhältlich, wird er zum eigentlichen Drucken als Bindemittel für die Farbe bzw. Sumi benötigt. Diese Paste muss man mit Wasser verdünnen zu einem mittelzähen Gel. Mit auf den Druckstock gegeben verhindert es das Festkleben des Papiers auf dem angefärbten Holz – macht also Sumi/Farbe geschmeidiger.

Druckvorbereitung

Ist der Holzschnitt nunmehr fertiggestellt, so muss am Tag vor dem eigentlichen Drucken das nach ausgewählter Größe geteilte Washi befeuchtet werden, z.B. am Abend vorher. Zur Aufbewahrung hat sich als Gesamtumhüllung eine nicht zu dünne, circa 1 qm große Plastikfolie bewährt. Auf diese Folie kommt ein doppellagiges Baumwolltuch mit feiner Webstruktur – ohne Muster, frisch gewaschen und gebügelt. 

Nun besprüht man die Hälfte des glatt gestrichenen Tuches mit Wasser, so dass es „mittelfeucht“ wird. Dann legt man zwei Blatt des „sized“ Washi trocken darauf, besprüht es erneut mit Wasser – hierfür dient eine Sprühflasche aus dem Floristikbedarf – und verstreicht es mit einem breiten weichen Flächenpinsel zu mittlerer Nässe. Dann legt man erneut zwei Lagen Papier darauf, wieder besprühen und so weiter – je nach gewünschter Washi-Menge. 

Nun wird die zweite Tuchhälfte darauf gelegt und auch diese wiederum mit Wasser (mittlere Nässe) besprüht. Nach dem Glattstreichen faltet man die zweite Hälfte der Plastikfolie darüber und wickelt die Folie komplett um das Tuch. Zum Schluss wird die ganze Fläche mit einer alten, dicken Glasscheibe beschwert und bis zum nächsten Tag gewartet.

Achtung: das Papier maximal 3–4 Tage in der Folie belassen – es könnte sonst anfangen zu schimmeln!

Letzter Check vor dem Druck

Am Drucktag überprüft man den Nässegehalt des Washi. Es darf nur leicht feucht sein und es darf kein Wasser glänzend auf dem Washi stehen. Alles muss matt sein, aber leicht tiefenfeucht. Wenn nicht, dann entweder nachfeuchten oder an der Luft das Papier ausdünsten lassen. Nun wird das Washi wieder in das Tuch eingeschlagen, jedoch ohne Glas-Beschwerung und so darauf geachtet, dass es die Feuchtigkeit hält.

Der Druck

Zur Einleitung der Druckaktion wird der Druckstock, also das geschnittene Holz, mit der Wasserflasche besprüht und richtig satt genässt. Nach 10 Minuten wird das überstehende Wasser mit einem sauberem Tuch abgetupft. Nun wird mit einem Pinsel die Sumi bzw. verdünnte Farbe auf den Druckstock gegeben, dazu einige Tropfen der vorbereiteten zähflüssigen Nori, und dann mit einem weichen Bürstchen diese Mischung sanft in das Holz eingerieben.

Wenn die Farbe auf dem Druckstock ganz leicht glänzt oder schimmert, also keinesfalls nass flüssig steht, dann wird das Washi aufgelegt – entweder an die inneren Passmarken (siehe Kapitel „Japanisch Drucken“) oder an die äußeren, die auf einem umgebenden Holzrahmen angezeichnet sind.

Auf das aufgelegte Papier wird nun ein Blatt Backpapier gelegt, dann einige Tropfen Kamelienöl darauf gegeben, um nunmehr den Baren aufzulegen (Achtung: jetzt muss der äußere Kentorahmen entfernt werden) und über die so leicht rutschige Oberfläche in kreisender Bewegung mit wechselndem Druck zu bewegen. 

Kontrollierende Blicke unter das Backpapier lassen schon bald die rückseitig durchtretende Farbe erkennen und wenn man den Baren auf einer Seite liegen lässt, evtl. beschwert, so darf man VORSICHTIG das Washi anheben und die Qualität des Druckes begutachten. Kommt trotz kräftigem Reiben nicht genügend Farbe auf das Papier, so darf mit dem Bürstchen der Druckstock nachgefärbt werden – vorsichtig, denn man beschmutzt schnell die hochgeklappte Washiseite.

Danach wird wieder mit dem Baren die Farbe/Sumi ins Papier gerieben und dann die andere Seite angehoben, um hier ebenfalls die Druckqualität zu überprüfen und ggf. nachzukorrigieren.

Anschließend, also nach zufriedenem Druckergebnis, wird das Washi von einer Seite IN EINEM ZUG NACH OBEN SEITLICH ABGEHOBEN, um ja keine Verschmutzung durch Verrutschen oder Fehlberührung zu erhalten!

Die Nachbearbeitung

Das Büttenpapier wird nun kurz an der Luft frei liegen gelassen – eine gute Gelegenheit zur kritischen Beurteilung und Verbesserungsanalyse für den nächsten Druckdurchgang – und anschließend zwischen Filzpappen („Finn“-Pappen bei Boesner) mit Beschwerung durch eine Platte getrocknet. Werden aber mehrere Platten hintereinander gedruckt, so wird unter Orientierung an den Passmarken („Kento“) das  immer noch leicht feuchte Washi erneut bedruckt – keine leichte Prozedur. Die großartige Präzision der japanischen Farbholzschnittkunst ist hier angesagt (siehe dazu auch das Kapitel „Japanisch Drucken“).

Nach Abschluss des Drucks werden die Platten ausgewaschen, damit keine Farbreste späteres Drucken stören. Nach Trocknung werden die Platten in Papier eingeschlagen und stehend aufbewahrt.

Anmerkung: Hierzu empfehle ich unbedingt das hervorragende Buch und den Besuch der Website von EVA PIETZCKER – „JAPANISCHER HOLZSCHNITT“, Berlin 2007 (bestellbar bei: info@druckstelle.info)