Tritone erblickt Kassiopeia

2016  —  Radierung

„Sternenhimmel“

Wolkenlos nächtliche Ferne!
Funkengleich flimmernde Sterne!
Schauererregendes All!
Wo sich verlieren die Blicke
Weben noch rastlos Geschicke,
Wechseln noch Steigen und Fall.

Endlich nur sind diese Räume
Wenn ihr sie nicht messen könnt.
Träume Geist von Unendlichkeit nur.
Träume sind Schatten der Wahrheit,
Ahnung ist künftige Klarheit,
Glaube folgt ewiger Spur.

Sternenmeer, sind deinen Wogen
Grenzen im Raume gezogen,
Schwindle vor Endlosem, Geist!
Schwindle nicht – sprenge die Ketten;
Nahe begeistert den Stätten,
Welche die Ahnung verheißt.

F. von Heyde


Polychrome Radierung mit Kupfertiefdruckfarbe auf Kupferplatte, vier Platten, Strichätzung, Aquatinta und punktuell Kaltnadelarbeit, Blattgröße: 57 x 39 cm (H x B)

Eine Fortbildung in Wien erlaubte einen Besuch auf Schloss Schönbrunn, wo das verkippte Foto des Neptunbrunnens von hinten mich auf die Idee zu einer Radierung mit Erinnerungswert brachte. Gerade auch das nunmehr schräg liegende Schloss fügte sich wunderbar zum aufbäumenden Meeresross, das in der griechischen Mythologie von einem der vier Tritonen (Meeresgötter) gebändigt wird und auf dem achtklaren Sternenhimmel erblickt er nun das W-förmige, deutungsschwere Sternbild der Kassiopeia – deren Eitelkeit zog einst den Zorn der Götter auf sich, von deren Fluch sie sich nur durch Opferung ihres einzigen Kindes (Andromeda) befreien konnte.